Leseportale im Vergleich – sinnentnehmendes lesen online üben

Leseportale: Funktion und allgemeine Charakteristika

Leseportale lassen sich allgemein als internetbasierte Angebote zur Förderung des sinnentnehmenden Lesens beschreiben.

Die Angebote richten sich einerseits an Kinder und Jugendliche (1.-10. Klasse) als primäre Nutzergruppe, andererseits an Lehrkräfte mit Blick auf eine Moderations- und Koordinationsfunktion. Dementsprechend ist eine rollenbasierte Nutzung vorgesehen, die zunächst im Rahmen einer Registrierung freigeschaltet werden muss.

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(c) pixelio Gerd Altmann

Den Schülern kommt die Aufgabe zu, selbst gewählte Bücher kurz zu beschreiben und die inhaltliche Zusammenfassung anderen Nutzern in einheitlicher Form zur Verfügung zu stellen.

Dabei kann bzw. soll die online gestellte Inhaltsangabe durch eigenes Bild- und Tonmaterial kreativ ergänzt werden.

Die so erstellten Buchempfehlungen bilden den eigentlichen Inhalt der Leseportale. Sie sollen eine thematische Orientierung bieten und zum Lesen anregen. Von Nutzern erstellte Quizfragen fördern dabei die Lesemotivation und dienen gleichzeitig als Lernkontrolle.

Die Lehrkräfte sind im Rahmen dieses Nutzungskonzeptes vor allem für  technische Hilfestellungen – etwa das Einscannen gemalter Bilder – verantwortlich. Sie erfüllen außerdem über einen separaten Zugang Verwaltungs- und Pflegefunktionen.

Mit Hilfe von Leseportalen lassen sich traditionelle und neue Medien integrativ nutzen. Die Medienkompetenz der Schüler soll hierdurch auf breiter Basis entwickelt und die Lernförderung möglichst attraktiv gestaltet werden.

Ausgewählte Portale im Vergleich

Nachfolgend werden drei vorgegebene Portale hinsichtlich Funktionsumfang und Design näher beschrieben:

Antolin (www.antolin.de)

Antolin ist ein kostenpflichtiges Webangebot des Schroedel Verlags. Zur Nutzung ist neben der Registrierung auch der Erwerb einer – nach Umfang preislich gestaffelten – Jahreslizenz erforderlich. [singlepic id=37 w=320 h=240 mode=watermark float=right]

Die Seite ist funktional und optisch ansprechend gestaltet. Wesentliche Inhalte finden sich im Navigationsmenü der Startseite und sind daher gut erreichbar.

Das konsistente Design erleichtert die Orientierung. Auch Beschreibungen der Funktionsweise und notwendiger Zugangsvoraussetzungen sind direkt auf der Eingangsseite erreichbar.

Antolin ist technisch sauber implementiert und gut gepflegt. Unregistrierte Besucher der Seite können jedoch nur sehr eingeschränkte Auszüge des Inhalts abrufen. Ein vollständiges Vorschaubeispiel ist nicht verfügbar.

Leselilli (www.primolo.de/leselilli)

Leselilli ist unter dem Dach des „Homepage-Generators“ Primolo untergebracht. Dieser Dienst bietet Webseiten für Grundschulen an, wobei Einrichtung und Betrieb kostenfrei sind.

Die Homepage ist durch großformatige Buttons und Grafiken eindeutig auf den Geschmack jugendlicher Benutzer abgestimmt. Hierdurch geht allerdings ein großer Teil der Bildfläche für die Informationspräsentation verloren.

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Leselilli bzw. Primolo hat leider kein konsistentes Design und Navigationskonzept. Aufbau und Bedienelemente wechseln häufig zwischen den Rubriken.

Dafür gibt es die Möglichkeit, ohne Registrierung auf ausgewählte Inhalte zuzugreifen. Unter der Rubrik „zum Schmökern“ lassen sich von Schülern erstellte Buchbesprechungen abrufen. Diese vermitteln bereits einen anschaulichen Eindruck.

Lepion (www.lepion.de)

Die grafische Gestaltung der Webseite ist einem Buch nachempfunden. Hierdurch wird das Design stark in die Vertikale gezogen und die Übersicht leidet. Dem insgesamt sehr textlastigen Aufbau fehlen sinnvolle Gliederungselemente. Das Design dürfte daher von Schülern als wenig attraktiv empfunden werden.

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Auch bei Lepion ist zur regelmäßigen Nutzung eine Registrierung vorgesehen. Die hierzu notwendigen Schritte sind zusammen mit einer Beschreibung des kostenlosen Webdienstes auf der Homepage verfügbar. Allerdings haben auch  Gastbenutzer die Möglichkeit, ausgewählte Inhalte einsehen und per Webformular sogar eigene Inhalte zur Freischaltung einzureichen.

Ein Beispiel-Quiz mit Zeitmessung vervollständigt den Eindruck des Leistungsumfangs.

PDF-Dokumente mit sortierten Buchlisten sind als Download verfügbar und gestatten damit vorab Einblicke in den Inhalt des Archivs.

Konzeptionelle Aspekte und Implikationen für den Unterricht

Wie eingangs erwähnt zielen Leseportale auf eine integrative Mediennutzung ab. Durch die Verbindung traditioneller und innovativer Elemente wird der Prozess der Wissensvermittlung formell attraktiver gestaltet und inhaltlich modernisiert.

Ob und in welchem Umfang dieses konzeptionelle Potential den Lernerfolg tatsächlich fördert hängt jedoch maßgeblich davon ab, wie die verfügbaren Instrumente genutzt werden.

Beispielhaft sind folgende Aspekte gegenüber zu stellen:

Pro:
  • Inhalte werden nicht vorgegeben, sondern ausnahmslos von Schülern erstellt.
  • Lehrer begleiten und assistieren, ohne die Kreativität zu beschränken.
  • die Veröffentlichung eigener Inhalte wirkt motivierend.
  • Interaktive Medien fördern den Austausch mit Gleichaltrigen.
  • Quizfragen zur Buchbesprechungen ermöglichen eine Lernkontrolle ohne Akzeptanzprobleme.
  • im Unterschied zur Bücherrunde ist das Internet ein asynchrones Medium; zeitliche und räumliche Flexibilität begünstigen die Schaffung einer lernfreundliche Atmosphäre.
Contra:
  • Leseportale können weder Unterrichtsinhalte noch Bücher ersetzen, sie lassen sich nur als Ergänzung integrieren.
  • als Ergänzung zum klassischen Unterricht binden sie zusätzliche finanzielle, zeitliche und personelle Ressourcen.
  • die Interaktion zwischen den Nutzern bleibt abstrakt, es fehlt ein reales Gemeinschaftserlebnis.
  • existierende Netzangebote sind zum Teil nicht ausgereift oder schlecht gepflegt.
  • es bleibt fraglich, ob die Dienste mehrheitlich dauerhaft genutzt werden, oder ob nach anfänglicher Begeisterung das Engagement nachlässt.

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Fazit und Bewertung

Die vorgestellten Leseportale unterscheiden sich bezüglich Ergonomie, technischen Nutzungsvoraussetzungen und visueller Präsentation der Inhalte.

Antolin vermittelt durch ein schlüssiges Design und gepflegte Inhalte den solidesten Eindruck, allerdings sind für die Nutzung auch zwei- bis dreistellige Eurobeträge pro Jahr fällig.

Bei Lepion und Leselilli sind Registrierungen kostenfrei, so dass die Anwendung nicht an finanziellen Hürden scheitern kann.

Allerdings erreichen diese Websites in technisch-funktionaler Sicht auch nicht das Niveau ihres kommerziellen Pendants.

Besonders bei Primolos Leselilli sind bisweilen technische Unzulänglichkeiten (fehlende Inhalte durch ungültige Verknüpfungen) in Kauf zu nehmen.

Lepion wiederum erschwert die kindgerechte Bedienung durch einen unergonomischen, textlastigen Aufbau.

Die Auswahl eines geeigneten Dienstes wird in der Praxis wohl regelmäßig vom verfügbaren Projektbudget und dem Engagement des betreuenden Lehrpersonals abhängen. Dies umfasst auch die Bereitschaft, sich mit den Eigenheiten des jeweiligen Angebots vertraut zu machen.

Weiterführende Links zum Artikel:

  • www.antolin.de , kostenpflichtiges Angebot des Schroedel-Verlage
  • www.primolo.de/leselilli, Leselilli: Teilbereich des Primolo-Homepagegenerators
  • www.lepion.de, der „Lesepirat“
  • Projektbeschreibung Antolin bei Partner für Schule NRW, (Konditionen für Schulen in NRW, teilnehmende Schulträger)

Ein Kommentar zu “Leseportale im Vergleich – sinnentnehmendes lesen online üben”

  1. Ich finde diese Zusammenstellung sehr interessant.
    Eigentlich war ich auf der Suche nach Arbeitsblättern, aber davon hatte ich zumindest noch nichts gehört.
    Ich habe auf der Seite geschaut, einen Screencast zu Antolin.de gibt es hier nicht, oder?

    Ansonsten eine tolle Seite mit vielen praktischen Anleitungen – gerade für Anfänger wie mich!!!

    Viele Grüße aus dem hohen Norden,
    Katrin Klaus

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